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10 Minuten ein Chamäleon sein

Ich bin doch kein Chamäleon!

Richtig!
Leider ist es heute modern, professionell, ehrgeizig …
„besonders multi-tasking mit dem größtmöglichen Maß an Flexibilität“ zu sein.

Es ist sicher sehr wünschenswert, immer wieder mit neuen Herausforderungen, neuen Themen, anderen Sichtweisen seinen Horizont zu erweitern.

Aber – wie immer- die Dosis macht das Gift.

Wenn man es nicht schafft, auch mal Tätigkeiten abzulehnen, für die die Qualifikation, die Begabung oder die Zeit fehlt, ist Stress vorprogrammiert.

Und zwar negativer Stress.

Positiver Stress wäre:
Ich lerne etwas Neues, weil es mich wirklich interessiert, das Ergebnis  mich neugierig macht, meine Leidenschaft erweckt. Etwas, was mich immer schon irgendwie fasziniert hat.


Nicht, weil es mich beruflich weiter bringt, weil es jemand von mir erwartet, weil jemand es besonders gut mit mir meint.

Ich persönlich war lange, und vor langer Zeit, die Multitaskerin überhaupt.
Ich habe telefoniert, gleichzeitig Emails beantwortet. Dafür hatte ich mir extra Textbausteine erstellt, die ich schnell mit copy-paste in die Email gepackt habe. Dazwischen habe ich meinem Gesprächspartner gewisse Zahlenhistorien erklärt und die „Beweisführung“ parallel im Reporting-Tool geladen. Auf dem 2. Bildschirm (den hatte ich tatsächlich) fuhr bereits die nächste Auswertung, um sofort mit dem Reporting für das nächste case fortzufahren.

Und so fährt unser Alltag fort. Nie zuvor waren wir einer derartigen Informationsflut ausgesetzt. Egal wo, wir bekommen Informationen in unterschiedlichster Aufbereitung serviert. Viele bunte Bilder, Videos, akustische Reize, immer mehr pop-ups mit noch neuen Infos
Kaum einer kommt mal auf die Idee, sich rauszunehmen für den Moment.
Oder schon mal mit Freunden getroffen und das Smartphone zu Hause gelassen?
Nicht in der Tasche. Zu Hause.
Wie cool beim fern sehen der Lieblingsserie gleichzeitig das Geburtstagsgeschenk für den Partner bestellen und gleich danach noch einen Blick auf die Likes.

Und? Bis hierher gelesen und nur gelesen? Nichts anders gemacht?

Und jetzt kommt es.
Multitasking ist ein Mythos.
Unser Gehirn ist gar nicht darauf ausgelegt, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun.
Somit hat Multitasking sogar negative Folgen.
Zum Beispiel Ermüdung, Konzentrationsschwäche, erhöhte Fehlerquote, unzufrieden, …

Aber warum machen wir das dann?
Es gibt Studien, die belegen, dass es Menschen gibt, die nicht mit ihren Gedanken und Gefühlen allein sein können.
Es gab ein Experiment, indem die Probanden 15 Minuten mit sich allein waren. Die einzige Möglichkeit sich von seinen Gedanken abzulenken, waren kleine Elektroschocks, die man sich selbst zufügen konnte. 18 von 42 Teilnehmern verabreichten sich diese Schocks.
Schon viele, finde ich.
Wie groß muss da der Leidensdruck mit sich selbst sein?

Auch bei Konzentration können unangenehme Gedanken und Gefühle entstehen. Vielleicht gelangen wir an unsere Grenzen unseres Wissens, wir fühlen uns minderwertig, hilflos, könnten scheitern, versagen,….
Diese Gedanken können auch stressen. Die sind nämlich nicht schön.

Eine Teufelsspirale!

Also doch Chamäleon?
Warum nicht.
Mir fällt gerade, wo ich hier schreibe, folgende Übung ein:


10 Minuten lang ein Chamäleon sein.
10 Minuten jede Bewegung langsam und immer wieder vor und zurück, vor und zurück
Schaukelnd wie ein Blatt

Ich werde es jetzt gleich ausprobieren....

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